Crosslinking am Auge: Was bewirkt die Kollagenvernetzung bei instabiler Hornhaut?

Nicht jede Fehlsichtigkeit lässt sich mit einer Augenlaser-Behandlung wie LASIK oder ReLEx SMILE korrigieren. In manchen Fällen liegt eine strukturelle Schwäche der Hornhaut vor – eine sogenannte ektatische Hornhauterkrankung. Dazu zählt unter anderem der bekannte Keratokonus, aber auch seltener auftretende Veränderungen wie Keratoglobus, Pellucidale marginale Degeneration oder eine post-LASIK-Ektasie. In solchen Fällen kann das Crosslinking am Auge helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen.
Was genau ist Crosslinking am Auge?
Beim Crosslinking (auch Kollagenvernetzung genannt) handelt es sich um ein spezielles Behandlungsverfahren zur Stabilisierung der Hornhaut. Ziel ist es, das schwache Hornhautgewebe biomechanisch zu festigen, um die weitere Vorwölbung – und damit die zunehmende Sehverschlechterung – zu verhindern. Das Verfahren wird seit 1988 erfolgreich angewendet und ist heute ein fester Bestandteil moderner Hornhautchirurgie.
Wie funktioniert die Behandlung?
Die Grundidee hinter dem Crosslinking am Auge ist die gezielte Verstärkung der Kollagenfasern in der Hornhaut. Dafür wird das Auge zunächst mit Riboflavin (Vitamin B2) getränkt, einem sogenannten Photosensibilisator. Anschließend erfolgt eine Bestrahlung mit UV-A-Licht. Durch diesen photochemischen Reaktionsprozess entstehen neue Querverbindungen zwischen den Kollagenfasern, die die Hornhaut stabilisieren.
So läuft die Crosslinking-Behandlung ab
Die Behandlung erfolgt ambulant. Nach Betäubung mit Augentropfen wird die oberste Hornhautschicht (Epithel) vorsichtig entfernt, um das Riboflavin einwirken zu lassen. Dieser Vorgang dauert etwa 30 Minuten. Danach erfolgt die UV-A-Bestrahlung, heute oft schon in verkürzter Dauer von nur 10 Minuten dank moderner Lichtquellen. Eine weiche Kontaktlinse schützt anschließend die Hornhaut während der Heilung.
Bin ich zum Augenlasern geeignet?


Wann ist Crosslinking sinnvoll?
Crosslinking am Auge ist immer dann angezeigt, wenn ein Fortschreiten der Hornhautverformung nachgewiesen wurde oder zu erwarten ist. Typische Anzeichen sind häufige Änderungen der Brillen- oder Kontaktlinsenwerte sowie topografische Veränderungen der Hornhautform. Besonders bei frühem Krankheitsbeginn oder zusätzlichen Risikofaktoren wie Neurodermitis sollte frühzeitig über eine Stabilisierung nachgedacht werden.
LASIK und Co. nicht möglich: Klappt es nach einer Crosslinking Behandlung?
In manchen Fällen ist eine Augenlaser-Behandlung wie LASIK, PRK oder auch andere Methoden zunächst nicht möglich, weil die Hornhaut biomechanisch instabil oder zu dünn ist. Hier kann eine Crosslinking Behandlung zur Stabilisierung der Hornhaut in Betracht gezogen werden – mit dem Ziel, in einem späteren Schritt doch noch eine refraktive Korrektur durchzuführen. Tatsächlich zeigen einzelne Studien und klinische Erfahrungen, dass bei bestimmten Patient:innen nach erfolgreichem Crosslinking und nachgewiesener Stabilität der Hornhaut in ausgewählten Fällen eine Laserbehandlung nachträglich möglich sein kann.
Allerdings ist dieser Weg nicht ohne Einschränkungen zu empfehlen. Zum einen bleibt die Hornhaut auch nach dem Crosslinking ein Risikofaktor – sie ist stabiler, aber nicht identisch mit gesundem Gewebe. Zum anderen ist die Hornhaut nach dem Eingriff häufig unregelmäßig geformt, was eine präzise Laserbehandlung erschwert oder in ihrer Wirksamkeit limitiert. Zudem können zusätzliche Komplikationen auftreten, etwa eine schlechtere Wundheilung oder eine verlängerte Regeneration des Sehvermögens.
Deshalb gilt: Auch wenn eine Augenlaser-Behandlung nach Crosslinking in Einzelfällen möglich ist, sollte sie nur nach strenger Indikationsstellung, stabilen topografischen Befunden und in spezialisierten Zentren erwogen werden. In vielen Fällen sind individuell angepasste Kontaktlinsen die sicherere Alternative.
Heilungsverlauf und Sehergebnis
Die Oberfläche der Hornhaut heilt in der Regel innerhalb von drei bis fünf Tagen. In den ersten Wochen ist das Sehen verschwommen und das Auge lichtempfindlich. Nach etwa vier bis sechs Wochen wird meist die ursprüngliche Sehleistung wieder erreicht. Langfristig kann sich das Sehvermögen sogar verbessern – eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Studien zeigen, dass sich die Hornhautkrümmung noch bis zu zwei Jahre nach dem Eingriff verbessern kann.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Crosslinking gilt als sicheres Verfahren. Dennoch sind wie bei jedem Eingriff leichte Beschwerden möglich. Dazu zählen Kratzen, Brennen, Lichtempfindlichkeit und ein temporäres Fremdkörpergefühl. In den ersten Monaten kann eine Hornhauttrübung auftreten, die meist rückläufig ist. Bleibende Komplikationen wie Infektionen oder dauerhafte Narbenbildung sind selten, aber möglich – insbesondere bei unsachgemäßer Nachsorge.
Was muss nach der Behandlung beachtet werden?
Nach dem Crosslinking ist eine sorgfältige Nachsorge entscheidend. Augentropfen müssen regelmäßig angewendet werden, die Verbandlinse bleibt einige Tage im Auge. Aktivitäten wie Sport, Schwimmbadbesuche oder schmutzige Umgebungen sollten in der ersten Woche vermieden werden. Auch das Autofahren ist erst wieder erlaubt, wenn die Sehschärfe ausreichend ist. Der Augenarzt legt den Zeitpunkt individuell fest. Die meisten Patient:innen sind nach wenigen Tagen wieder arbeitsfähig.
Fazit: Crosslinking am Auge sichert Lebensqualität bei Hornhautschwäche
Das Crosslinking am Auge bietet Menschen mit instabiler Hornhaut eine effektive Möglichkeit, das Fortschreiten ihrer Erkrankung zu stoppen. Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Aussichten auf stabile Sehverhältnisse. Für viele ist Crosslinking eine wertvolle Alternative oder Ergänzung zur klassischen Sehkorrektur – besonders dann, wenn Augenlasern keine Option ist.